50 Jahre Mitglied im DMB

Schon seit 1957 gehörte Fritz Baumann, der erste Decksmeister des deutschen Segelschulschiffes, zum "Kommando Gorch Fock". Am 1. Oktober 1959 trat er dem Deutschen Marinebund (DMB) bei.
Peter Jocobs und Hermann Dirkes überreichen dem Jubilar eine Urkunde und die Ehrennadel in Gold.In seinem Haus in Bamberg wurde ihm nun für seine 50-jährige Mitgliedschaft im DMB eine Goldene Ehrennadel samt Urkunde übergeben. Dazu reiste der 1. Crewchef der Bordkameradschaft eigens aus Wilhelmshaven an. "Besuch aus »Schlick-Town«", rief der Jubilar und freute sich über Peter Jacobs, mit dem er zusammen auf dem Segelschulschiff Gorch Fock fuhr und viele gemeinsame Erinnerungen teilt.
Neben dem ersten Vorsitzenden der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung SSS Gorch Fock und dessen Schriftführer Hermann Dirkes, fanden sich auch Vorstandsmitglieder der befreundeten Marinekameradschaft Bamberg ein und gratulierten dem Jubilar und überreichten das Wappen der Marinekameradschaft.
Nach einem guten Kaffee mit "Seelenspitzen", einer leckeren Bamberger Spezialität, schwelgte man in Erinnerungen und so manche neue, noch nie gehörte Geschichten aus "der guten alten Zeit" machten die Runde. Von einem Wettentern 1959 bis zur Marssaling mit dem späteren Kommandanten, Kapitän von Stackelberg oder von einem Segeloffizier, der sich eine Fußmatte aus geteertem Tauwerk fertigte, die man im gesamten Achterschiff riechen konnte.
Der in Schlesien geborene, gelernte Maurer kam 1937 zur Kriegsmarine. Nach verschiedenen Landkommandos wurde er auf das Panzerschiff Deutschland versetzt und war im Spanieneinsatz. Nach der Versenkung der Deutschland war deren Besatzung als Landkommando bis zum Kriegsende in Spanien eingesetzt. Zum Kriegsende geriet Baumann in englische Gefangenschaft und wurde nach Meldorf in Schleswig-Holstein verbracht. Nach der Entlassung begab er sich auf die Suche nach seiner Familie, die er im bayrischen Bamberg fand.
Seemännische Erfahrung brachte der Bamberger Fritz Baumann also mit, als er am 2. September 1956 als bereits 40-jähriger in die Bundesmarine eintrat. Die Arbeit auf einem Großsegler unterscheidet sich jedoch grundlegend vom Dienst auf einem Kriegsschiff.
Deshalb fanden Takler- und Segelmacherlehrgänge bei der Firma Stein in Hamburg und der Segelmacherei Hinsch in Glückstadt statt. Am 1. April 1958 betrat Fritz Baumann zusammen mit dem Kommandanten Fregattenkapitän Wolfgang Erhard, den Divisionsoffizieren, Korvettenkapitän Löhl und von Witzendorff, sowie einem Teil der seemännischen Unteroffiziere in La Spezia / Italien das italienische Segelschulschiff Amerigo Vespucci. Zu dem Zeitpunkt lag es in der Werft im Trockendock und man arbeitete bei allen durchzuführenden Werftarbeiten mit. Nach einer 7-wöchigen Ausbildungsreise mit dem Segelschulschiff der italienischen Marine endete der Italienaufenthalt am 6. Juli 1958. Es folgten weitere "Trockenübungen" auf dem Schulschiff der Handelsmarine "Deutschland" in Bremen, um im August 1958 mit der ersten Besatzung in Hamburg an der Taufe und dem folgenden Stapellauf dabei zu sein.
Bei der ersten Reise der Gorch Fock stand Baumann noch Franz Russow zur Seite, der letzte Decksmeister auf dem ehemaligen Schwesterschiff "Horst Wessel" (jetzt Eagle). Danach fuhr Fritz Baumann als alleiniger Decksmeister, der seemännischen Nr. 1 und besuchte in den 5 Jahren seiner Gorch-Fock-Zeit Spanien, Irland, Schweden, Belgien, Portugal, Frankreich, Italien, Dänemark, Norwegen, Frankreich, Island, Madeira, England, Niederlande, Teneriffa, die Azoren und New York. Seine schönsten Erlebnisse waren, so teilte er mit, nach getaner Arbeit mit dem Kommandanten in der PUO-Messe ein Bierchen zu trinken.
Als einmal kein Koch gefunden werden konnte, reichte sein Einfluss aus, um seinen Schwager für 3 Jahre als Koch auf der Gorch Fock zu verpflichten. 1962 verließ Fritz Baumann die Gorch Fock und kam durch Empfehlung von Kapitän Wolfgang Erhardt zurück nach Bamberg. Dort war er bis zum Ende seiner Dienstzeit mit 63 Jahren im Kreiswehrersatzamt als Reservistenbetreuer tätig.
Auf die Frage, was ihn denn in den 30 Jahren Altersruhestand jung gehalten hätte, antwortete Fritz: Jeden Tag ein Bier! Heute waren es sogar zwei!

Ehemaligenfahrt auf der Gorch Fock


Werner Kiesel aus Kiel, ein ehemaliger Gorch-Fock-Fahrer, beschreibt das Erlebnis aus seiner Sicht:

War ich mal eben weg?

Der Besuch bei einer „alten“ Freundin

Alle Mann an Bord – noch einmal hinaus!Die Gedanken sind öfters bei ihr, auch wenn der Alltag die Prioritäten anders setzt. Die Erinnerungen sind jugendlich und so verwundert es kaum, dass diese Zeit mit ihr sich positiv in den Erinnerungen niederschlägt.

Wie in jeder Beziehung gab es allerdings, und so muss es im Leben wohl sein, auch stürmische Tage, die manchmal gar nicht enden wollten, aber all das ist vergessen, wenn diese Tage entschwinden, denn das Gefühl der inneren Verbundenheit bleibt und die Grundlage der Beziehung scheint danach noch intensiver geworden zu sein.

Dieses Glück mit anderen zu teilen, bereichert diese Erfahrung noch.

So war die Freude groß, die „alten“ und doch jung gebliebenen Kameraden wieder zu sehen, die schon mit großer Vorfreude auf diesen Tag gewartet haben.
Dann war es soweit, so stand ich nach 38 Jahren und die Kameraden je nach ihrer langjährigen Abwesenheit auf der Tirpitzmole - gerne wäre ich diesem Aushängeschild und Botschafterin Deutschlands auf Ihrer Mole, der Blücherbrücke, näher gekommen, aber alles ist im Fluss - und ich meine, mein Puls ging etwas schneller als die Frage kam: Name! „Kiesel“.

Für die Besatzung war dieser Sonntag ein Arbeitstag …Ach wie schön, diesen vertrauten Ton zu hören; kurz, knapp und das Wesentliche war gesagt und schon trugen mich meine Beine über die Stelling. Ein kurzer Gruß zur Flagge und da war ich wieder, wo ich als 17jähriger unbedingt hin wollte.

Dazu ein kurzer Blick zurück:
Mitte 1969 stand in einer nicht ganz unbekannten Tageszeitung eine Anzeige für ein Preisausschreiben. Zu gewinnen war eine Segelreise mit der Gorch Fock von Plymouth nach Teneriffa. Das war die Initialzündung! Da wollte ich mit! Von Unterfranken hinaus in die weite Welt. Unverzüglich habe ich mich bei der Bundesmarine beworben, die letztlich nicht anders konnte, als meiner Einstellung zuzustimmen. Januar 1970 zur Grundausbildung in Glückstadt und anschließend 61er Ausbildung in List/Sylt - was für eine mondäne Zeit, was ich da gesehen habe, hätte ich in Unterfranken nie zu sehen bekommen! -. Am Ende des Lehrgangs wurden auf dem Dachboden die Kommandos verlesen. Die Worte bleiben unvergessen:
Und nun das a b s o l u t e Traumkommando der Marine …

„S S S Gorch Fock“ …

Matrose Werner Kiesel.

Die Mütze flog durch die Luft und so wurde der Wunsch zum tatsächlichen Erlebnis.

Aber nun zurück zur Gegenwart.
Schon auf der Pier waren die Kommandos über die Flüstertüten zu hören, „Enter auf“, die Segel wurden losgeschlagen.
KzS Schatz begrüßte uns mit herzlichen Worten und um 10 Uhr wurde das Ablegemanöver eingeleitet.

Mit „uns“ ist die Bordkameradschaft der Gorch Fock gemeint, die sich zwischen 1961 bis 1965 aus den ehemaligen Stammfahrern heraus gebildet hat und heute unter dem Vorsitz des Kameraden Peter Jacobs steht und inzwischen 180 Kameraden umfasst. Nicht zu vergessen ist dabei der unermüdliche Hermann Dirkes, der nahezu aus einer anfänglichen Neben- eine Hauptbeschäftigung gemacht hat – er wühlt und macht einfach –. Deren Einsatz ist es zu verdanken, dass die Bordkameradschaft erlebbar wird und über den Kontakt zur Schiffsführung es letztlich zur Einladung durch KzS Schatz, dem jetzigen Kommandanten, gekommen ist. Bevor es überhaupt an Bord ging, wurde mit den Angehörigen bereits am Freitag und Samstag in Groß Wittensee gefeiert, Filme vorgeführt, getanzt und natürlich viele interessante Gespräche geführt.

Kamerad Klaus Schmidt hat das alles prima organisiert, dafür vielen Dank! Am Samstag ging es dann noch zur Windjammerparade. Hermann Dirkes wurde mit Familie vom 1. Vorsitzenden der Reservistenkameradschaft Marine Kiel, Frank Steffen auf den Seekreuzer „Freibeuter“ zur Ausfahrt eingeladen; mit Begeisterung haben sie davon erzählt. Wäre schön, wenn die Kameraden, die im Kieler Raum wohnen in der RK aktiv mit machen würden. „Seefahrt verbindet!“

Um 10 Uhr hieß es dann, Leinen los und die arbeitsmäßige Ausfahrt begann. Die Segel wurden gesetzt und langsam bewegten wir uns ins Fahrwasser. Für die Angehörigen wurde die zwei V-Boote der Reservistenkameradschaft Kiel gebucht, die uns mit den winkenden Angehörigen hinaus begleitet haben. Sie werden sicher schöne Fotos mit nach Hause nehmen können. Der Wind stand günstig, so dass wir in der Außenförde den Wind nutzen konnten und die Antriebsmaschine entbehrlich wurde.

„Hein Mück“ aus Bremerhaven hat auf der Back sein Schifferklavier umgeschnallt und so hat sich kurzzeitig ein neuer Gorch Fock Chor zusammen gefunden und so hallte es aufs Meer hinaus „Weiß ist das Schiff, das wir lieben“. So schön wie an diesem Tag, habe ich dieses Lied noch nie gehört. Selbst meine Stimme vermochte diesen Eindruck nicht stören.

Danach gab es eine Menge Fachgespräche und irgendwie waren wir wieder drin in den Erinnerungen. Erfreulich war, dass wir nicht nur an Oberdeck sein durften, sondern uns die Räumlichkeiten auch unter Deck anschauen konnten. Mein Dank geht an die Besatzung, die für uns diesen Sonntag als Arbeitstag hinnehmen mussten, die nach meinem Eindruck aber mit viel Freude bei der Arbeit waren und so sind wichtige Dinge doch geblieben. Bei guter Disziplin, offen miteinander umzugehen und im Team seine Arbeit zu tun. Denn nur zusammen kann das Schiff im Wind bewegt und die Stürme bestanden werden.
Gegen Mittag kam dann noch die Sonne heraus und hat den Eindruck für diesen Tag mit abgerundet. Das Schnellboot Puma vom 7. SGschw zog dann mit 30 Knoten an uns vorbei. Nach dem Mittagessen wurde langsam die Rückfahrt eingeleitet. Eine Halse war angesagt. Wer wollte, durfte beim Brassen etc. mit helfen; auch das hat wieder mal Spass gemacht.Wie immer, wenn die Gorch Fock auftaucht, umkreisen eine Menge Boote das Schiff. Das wird wohl immer so bleiben. Gegen 15 Uhr legten wir mit einem einwandfreien Anlegemanöver wieder an. Seeklar zurück und wie es sich gehört, einem Einlaufbier, wofür wir uns ebenfalls bedanken. Die Fahrt war zu Ende, aber alle Erwartungen waren erfüllt. Der 1. Vorsitzende Jacobs dankte dem Kommandanten, der nach seiner Meinung, besser schnacken könne als er, aber darauf kommt es ja nicht an, sondern auf den Inhalt und da hat er recht: „Liebe Kameraden kümmert euch weiter so um die alte Lady, damit sie jung und attraktiv bleibt.“

Wir bedanken uns ganz herzlich bei KzS Schatz für die Einladung, für das freundliche Entgegenkommen und wünschen der Besatzung weiterhin gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Dieser Dank geht natürlich an alle, die ihren Anteil zu diesem Erlebnis geleistet haben. Sie alle haben dazu beigetragen, dass wir einen unvergesslichen Tag erleben durften. Irgendwie war das Gefühl da, nie von der „alten“ Freundin weg gewesen zu sein.
(Fotos: Manfred Ohde, Michael Brzoza. Jo Meyer, Gunnar Bednarzik, Astrid Wehrhahn) 

Am Freitag, den 16.5.2008, wurde im Landtag Kiel das neue Gorch-Fock-Buch von Manfred Ohde vorgestellt.

Manfred Ohde liest aus seinem Buch.Manfred Ohde ist ehemaliger Marinesoldat, Geschäftsführer der Firma Rondo-Uhren und hat bereits mehrere Titel u.a. auch zum Thema Gorch Fock veröffentlicht.

Zu den geladenen Gästen gehörten neben der Schiffsführung und einer Abordnung vom Schiff auch viele ehemalige Gorch-Fock-Fahrer und Mitglieder der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung. Für viele gab es nach vielen Jahren hier ein erstes Wiedersehen.

Selbst der älteste noch lebende Kommandant des Segelschulschiffes, Kapitän zur See a. D. Hans Freiherr von Stackelberg, ließ sich dieses Ereignis nicht entgehen und reiste mit seiner Frau nach Kiel.

Der Kommandant der Gorch Fock unterstrich die gute und enge Zusammenarbeit zwischen dem Schiff und dem Autor, der während der letzten Auslandsreise die Besatzung in New York und in Portimao besuchte.

Diese Nähe zum Schiff ließ ein bemerkenswertes Buch entstehen, das einen spannenden Bogen von der Kiellegung im Jahre 1958 bis zur letzten Reise Reise spannt, auf der die Stammbesatzung neun Monate lang von Zuhause getrennt war. Die Stammbesatzung ist es auch, die Ohde in seinem Buch besonders hervorhebt, die ihm am Herzen liegt.

Nachdem das Buch vom Verlagsrepräsentanten, dem Autor und dem Kommandanten vorgestellt worden war, sprach Kapitän zur See a. D. Hans Freiherr von Stackelberg zu den Anwesenden. Besonders unterstrich er die Funktion des Schiffes als Botschafterin in Blau. Seit nunmehr 50 Jahren segelt die Repräsentantin Deutschlands über die Weltmeere. Sie unternahm mehr als 100 Auslandsreisen, besuchte 350 Häfen in 58 verschiedenen Ländern auf 5 Kontinenten. Dabei legte die „Botschafterin unter weißen Segeln“ über 700.000 Seemeilen zurück. Das entspricht ungefähr 32 Erdumrundungen.

Nach einem kleinen Imbiss und Klönschnack unter alten und neuen Gorch-Fock-Fahrern folgte man gerne der Einladung von Kapitän Norbert Schatz auf das Schiff, auf dem es bei strahlendem Sonnenschein eine exklusive und kompetente Führung durch den Wachtmeister Adriano Scherbeitz gab.

Wer das Buch bestellen möchte, findet es im Onlineshop.

Gorch-Fock-Lied

Segel setzen "Gorch Fock"

Meldung an Bord

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