Interview Einst Kadett, jetzt Kommandant auf der Gorch Fock

 

Nils Brandt ist neuer Kommandant der Gorch Fock.Fregattenkapitän Nils Brandt ist der neue Kommandant der Gorch Fock. Er kennt das Schulschiff wie seine Westentasche. Die Qualität der Seemannsknoten von Rekruten will er auch künftig persönlich kontrollieren.
Foto: Bundeswehr/Ann-Katrin Winges

Nach knapp zwei Jahren übergibt Helge Risch das Kommando über die „Gorch Fock“ an Fregattenkapitän Nils Brandt. Der 48-Jährige war bisher Erster Offizier auf dem Dreimaster. Nun freut er sich auf noch mehr Verantwortung.

Inwieweit ist es etwas Besonderes, Kommandant der „Gorch Fock“ zu sein?

Die ganze Verantwortung fokussiert sich auf den Kommandanten. Das ist generell auf jedem Schiff eine besondere Herausforderung. Hier kommt noch die besondere Verantwortung für die vielen jungen Menschen an Bord hinzu, denen wir gewissermaßen das Gehen beibringen. Diese Verantwortung nehme ich gerne wahr.

Wie gut kennen sie den Dreimaster?

1986 war ich drei Monate lang zur Ausbildung an Bord, später über zwei Jahre als Divisionsoffizier und das letzte Jahr als Erster Offizier. Insofern fühle ich mich mit dem Schiff sehr verbunden. Mit meinem Vorgänger, Kapitän zur See Helge Risch, habe ich fest an einem Strang gezogen, um das neue Ausbildungskonzept gut umzusetzen. Nun freue ich mich sehr darauf, dies als Kommandant fortführen zu können.

Sehen sie noch Änderungsbedarf am Ausbildungskonzept?

Wir haben schon kleine Änderungen vorgenommen, insgesamt bin ich mit dem Konzept und seiner Umsetzung aber sehr zufrieden. Dennoch sind wir natürlich in einer lernenden Organisation. Wenn wir zum Beispiel aus den Erfahrungsberichten der Lehrgangsteilnehmer nachvollziehbaren Verbesserungsbedarf erkennen, werden wir dem auch folgen. Das ist kein starrer Ablauf.

Die „Gorch Fock“ geriet nach dem tödlichen Sturz einer Kadettin im November 2010 und Schikanevorwürfen in schweres Fahrwasser. Sie blieb zwei Jahre lang im Hafen, ihre Zukunft als Schulschiff stand auf dem Spiel. Ist die „Gorch Fock“ jetzt wieder unbelastet unterwegs?

Die Geschehnisse waren uns Mahnung und Ansporn. Wir an Bord sind immer noch sehr sensibel und haben Konsequenzen dahingehend gezogen, wie wir die Ausbildung machen. Ich habe die große Hoffnung, dass uns die Belastung nicht immer wieder einholt durch Berichterstattung von Medien. Wir bemühen uns sehr, unsere Aufgabe zu erfüllen, nämlich junge Menschen auszubilden.

Frage: Wohin führen Sie die „Gorch Fock“ auf ihrem ersten Ausbildungstörn als Kommandant?

Die erste Reise geht am 1. September nach Visby in Schweden, dann über La Rochelle weiter nach Málaga und Lissabon. Am 19. Dezember wollen wir wieder in Kiel sein. Es war der große Wunsch der Besatzung nach zwei Jahren Weihnachten und Neujahr in der Ferne, rechtzeitig zum Fest zu Hause zu sein.

Haben Sie ein Wunschreiseziel mit der „Gorch Fock“?
Nein, das ist für mich nicht wichtig. Entscheidend ist für uns, die seemännische Basisausbildung so gut wie möglich umzusetzen. Ob wir das um Bornholm, vor England oder in Südeuropa machen, ist nachrangig und hängt davon ab, wo es meteorologisch sinnvoll ist.

Sie gelten als besonders versierter Segler. Bringen Sie den Kadetten auch persönlich seemännische Fertigkeiten bei?
Es ist ganz wichtig, das Repertoire an Seemannsknoten zu beherrschen. Ich werde auch künftig immer ein Bändsel in der Tasche haben, um Lehrgansteilnehmern Palstek, Kreuzknoten oder lange Trompete abzuverlangen. Ich habe 40 Jahre Segelerfahrung und möchte zeigen, dass der Kommandant nicht nur achtern sitzt, sondern auch praktische Fertigkeiten weitergeben kann.

 

Interview von Wolfgang Schmidt

Quelle: Schleswig-Holstein-Magazin online