Keinen Dienst an der Waffe – 15 Jahre nach der Entscheidung

Auf See, unter Wasser oder in der Luft – in einer modernen Marine sind Frauen zur Normalität geworden. In fast allen Bereichen sind sie mittlerweile vertreten. Lediglich Minentaucher und Kampfschwimmer sind noch eine reine Männerdomäne. Welche Erfahrungen haben die Männer und Frauen der Marine seit 2001 gesammelt?

Kommandantin

Die Entscheidung, dass Frauen in die kämpfende Truppe dürfen, ist im Januar 2000 gefallen. Ein paar Jahre zuvor hatte sich Tanja Kreil als Waffenelektronikerin beworben und wurde auf Grund ihres Geschlechts abgelehnt. Sie legte Einspruch gegen das Urteil ein und der Europäische Gerichtshof gab ihr Recht. Der Passus im Grundgesetz Artikel 12a „Frauen dürfen auf keinen Fall Dienst an der Waffe leisten“ wurde in „Frauen dürfen auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden“ geändert.

Die Entscheidung des Gerichtshofes führte zu der personell maßgeblichsten Veränderung der Bundeswehr. 2001 verpflichteten sich 244 Frauen, im Jahr 2010 waren es schon mehr als 16.000. Vier Jahre später konnte die Marine bereits einen Frauenanteil von 12 Prozent verbuchen. Die angedachte Frauenquote von 15 Prozent ist damit schon fast erfüllt.

Vom Matrosen bis zum Stabsoffizier

Korvettenkapitän Helena Linder-JessKorvettenkapitän Helena Linder-Jeß ist die erste Frau, die den Aufstieg vom Matrosen bis zum Stabsoffizier geschafft hat. Zugleich ist sie eine von zweien, die sich bis zur Kommandantin hochgearbeitet hat. Als sie zum ersten Mal ihren Dienst als höchste Vorgesetzte an Bord antrat, waren die Leute gespannt, wie das bei den Männern ankommt. Helena Linder-Jeß sagt jedoch bestimmt, dass es nie Probleme gab. „Wenn man die entsprechenden Kriterien mitbringt und seine Arbeit gut meistert, dann entstehen gar nicht erst Fragen, wie man denn an den Posten gekommen ist. Wenn du in deiner Arbeit überzeugst, dann kann es gar keinen Anlass geben, dass dir jemand deinen Erfolg nicht gönnt.“ Sie habe bisher nur positive und sehr aufgeschlossene Reaktionen erlebt.

„Für ältere Generationen war es zunächst vielleicht befremdlich und einige trauern der Zeit ohne Frauen nach, aber die Jüngeren kennen es doch gar nicht anders. Ich bin mit 32 Jahren die älteste an Bord und für diese Soldaten waren Frauen schon immer dabei. Wieso sollte da irgendeiner Probleme mit haben?“

Familie und Beruf - beides ist wichtig

Derzeit hofft sie, dass private Pläne mit ihren dienstlichen vereinbar bleiben. Helena Linder-Jeß ist mit einem Marineoffizier verheiratet und glaubt daran, dass sich beide Seiten kombinieren lassen. „Sicherlich ist die Bundeswehr noch nicht so weit wie manche zivile Unternehmen, aber das Thema wird ja schon in Angriff genommen. Es wird ein steiniger Weg bleiben, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ohne Herausforderung wäre es ja auch langweilig“, zieht die Kommandantin lachend ihr Resümee.

Nicht nur an Land oder zur See

Kapitaenleutnant Katharina-LeibnitzNur bedingt zur See fährt Kapitänleutnant Katharina Leibnitz, denn sie ist Pilotin für den Hubschrauber „Sea Lynx“. Nach ihrer langjährigen Ausbildung befindet sie sich mittlerweile in der Einsatzstaffel des Marinefliegergeschwaders. Eingeschifft auf verschiedenen Fregatten oder Einsatzgruppenversorgern unterstützt das Personal aus Nordholz die Schiffe im Einsatzgebiet. „Am Anfang wurden wir Frauen schon vorsichtig behandelt. Wir waren 2002 ja mit die ersten in der Truppe und die meisten Vorgesetzten wussten nicht, was sie uns abverlangen können. Ich habe es als Herausforderung gesehen. Ich wollte immer allen zeigen: Ich kann das auch, genau wie die anderen“, berichtet die 33-jährige von ihren ersten Erfahrungen.

Zwei Karrieren - eine Herausforderung

Eine nächste Herausforderung ist die anstehende Familienplanung. Ihr Mann ist ebenfalls Berufssoldat und aus dienstlichen Gründen sehen sich die beiden nicht täglich. „Natürlich ist es schwer zwei Karrieren unter einen Hut zu bekommen. Und wenn Kinder ins Spiel kommen und wir beide in regelmäßigen Abständen in den Einsatz gehen, wird das schwer, aber wir haben uns das vorgenommen und schaffen das“, sagt die Pilotin überzeugt. „Die Bundeswehr unterstützt einen schon, wo sie kann. Es gibt gesicherte Familienheimfahrten, Familienzusammenführungen im Einsatz und Trennungsgeld. In Nordholz ist auch ein Kindergarten geplant. Wenn ich mir noch etwas wünschen könnte, wären es flexiblere Arbeitszeiten und die angedachten Lebensarbeitskonten und dann wäre schon vieles leichter zu bewältigen.“

Eine wirkliche Männerwelt

Oberbootsmann Denise Frintrup notiert ihre Erketnisse auf das Plott (Quelle: 2015 Bundeswehr / Sophie Fiebeler/Presse- und Informationszentrum Marine)Wenn man über ein Schiff oder Boot läuft, begegnen einem mittlerweile einige Frauen. Begibt man sich jedoch in den Technischen Leitstand oder die Antriebsräume, ist das eher eine Ausnahme. Oberbootsmann Denise Frintrup bricht dieses Vorurteil, denn sie arbeitet als Erster Schiffssicherungsmeister im technischen Hauptabschnitt, bei den „Heizern“, der Fregatte „Sachsen“. Mit nur 25 Jahren steht sie im Fall eines Feuers oder Wassereinbruchs auf hoher See mit an erster Stelle. Eine höchstverantwortliche Aufgabe, der sie sich stellt. „Der Anfang ist immer schwer, gerade im technischen Bereich. Vor jedem Schiff hatte ich erstmal Sorgen, ob ich auch anerkannt werde, aber es gab nie Schwierigkeiten. Ich hab von vornherein immer gesagt, was ich noch lernen will und habe viele Fragen gestellt. Die Kameraden haben mich dann schnell akzeptiert und die Zusammenarbeit lief immer sehr gut. Dass mich jemand anders behandelt hat, weil ich eine Frau bin, ist mir noch nie aufgefallen“, erzählt die gelernte Mechatronikerin.

Kleines Boot, kleine Privatsphäre

Obermaat-ZangerAuf einer sehr viel kleineren Einheit treffen wir eine weitere Frau an. An Bord der Schnellboote herrscht von Natur aus räumliche Nähe und mangelnde Privatsphäre. Die Besatzung lebt auf engstem Raum zusammen. Wenn man als Frau an Bord kommt, muss man sich dessen bewusst sein. Obermaat Jacqueline Zanger kam 2011 auf die „Hermelin“. Bereits dreimal ist sie in den UNIFIL-Einsatz gefahren. An Probleme kann sie sich nicht erinnern. „Unter den Kameraden kam mir nie jemand komisch und auch von anderen Frauen habe ich das nie gehört.“ Die 27-jährige ist in der Operationszentrale eingesetzt. „Ich mache die gleiche Arbeit wie die männlichen Kameraden und ich wurde dementsprechend von meinen Vorgesetzten auch gleich behandelt. Das war mir aber auch immer wichtig“, betont Jacqueline Zanger.

„Ich liebe die Kameradschaft an Bord“

Hauptgefreiter Lena Wieland an Bord der „Gorch Fock“ (Quelle: 2014 Helmut Michelis/Rheinische Post)Eine Exotin ist derzeit auch auf der „Gorch Fock“. Weibliche Kadetten sind ein normaler Anblick, aber ein weiblicher Toppsgast war auch hier neu. Hauptgefreite Lena Wieland ist seit dem letzten Jahr die erste, die es in diese spezielle Verwendung verschlagen hat. Ihr Weg aus der Segelcrew in die Gruppe der Toppsgasten ging vergleichsweise schnell, was deutlich macht, dass nur die Leistung den Weg ebnet. Und sie scheint sich wohlzufühlen, auch als einzige Frau. „Ich liebe die Kameradschaft an Bord. Und man lernt ständig neue Leute kennen. Das macht die Arbeit interessant“, schwärmt die 26-jährige. Das Thema Frauen oder Männer sieht sie gar nicht mehr; es seien schließlich alles Kameraden.

Keine Männerdomäne mehr

Achim-WinklerDoch nicht nur die Erfahrungen der Frauen sind entscheidend. Wie gingen die männlichen Kameraden mit der Kreil-Entscheidung um?

Bereits seit 1977 ist Fregattenkapitän Achim Winkler Soldat in der Marine und die ersten Frauen an Bord lernte er bereits 1992 kennen. „Zu dieser Zeit kamen die Offizieranwärter des Sanitätsdienstes schon an Bord der „Gorch Fock“, auf der ich damals als Decksoffizier zur See gefahren bin. Und ich muss zugeben, dass ich gegen die weiblichen Kadetten eine Menge Vorbehalte hatte. Ich dachte, die würden nur Unruhe mit sich bringen. Oder Unglück! Das sagte man sich ja schließlich so in der Seefahrt“, gibt er ehrlich zu.

Doch Winkler musste sich eines Besseren belehren lassen. „Sicherlich hat ihnen einiges an Körperkraft gefehlt, aber sie konnten es mit Motivation und persönlichem Engagement wieder wettmachen. Und ein toller Nebeneffekt war, dass sich natürlich die männlichen Kadetten nicht nachsagen ließen schlechter oder gar weicher zu sein. Gejammert wurde gar nicht mehr.“

„Mittlerweile empfinde ich die „Mädels" als Bereicherung - nicht aus Überredung, sondern aus Überzeugung! Dass dies der richtige Schritt war, das glaube ich auch heute noch – nach mehr als 20 Jahren Erfahrung mit Frauen an Bord.“

Zwei Meinungen - ein Entschluss

Zu dem gleichen Schluss kommt auch Hauptbootsmann Stefan Meyer. Von seinen zehn Jahren Seefahrt auf Schnellboot und Tender, hat er sieben Jahre Erfahrung mit Frauen an Bord. „Bei uns haben die Frauen ihre Aufgabe mehr als gleichwertig erfüllt. Klar waren sie manchmal körperlich unterlegen, aber sonst haben sie in allen Bereichen, in denen sie eingesetzt waren, gleich gute oder sogar bessere Arbeit geleistet. Wir hatten auch eine Frau Hauptgefreite im Decksdienst und sie stand den Männern in nichts nach.“ Auch er bestätigt, dass es zunächst Probleme gab. „Die Ankündigung der ersten Frauen wurde kritisch gesehen. Die Stimmung war allgemein schon sehr aufgeheizt. Es ging sogar so weit, dass Vorgesetzte eingreifen mussten. Aber das waren alles zwischenmenschliche Probleme. Einige Männer haben sich in ihrer Männlichkeit angegriffen gefühlt. Und natürlich gab es Konkurrenzkämpfe“, berichtet Stefan Meyer ehrlicherweise. „Die Arbeit hat aber Gott sei Dank nie darunter gelitten.“

Alle Bilder (Quelle: PIZ Marine)

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Vizeadmiral Rainer Brinkmann versendet Weihnachtsgrüße an die Einsatzsoldaten

Kiel, 19.12.2014.
Mit einer Videobotschaft hat sich Vizeadmiral Rainer Brinkmann von Bord der „Gorch Fock“ an alle Einsatzsoldaten gewandt. Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ ist am 19. Dezember mit seiner 217-köpfigen Besatzung nach einer stürmischen Heimreise in Kiel eingelaufen. Der Stellvertreter des Inspekteurs der Marine wünschte alle Kameraden und Kameradinnen ein friedliches Weihnachtsfest, eine erholsame Zeit und einen guten Start in das Jahr 2015.

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Quelle: Presse- und Informationszentrum Marine

Offizier verhöhnt tote "Gorch Fock"-Kadettin

Vor vier Jahren ging Jenny Böken auf der "Gorch Fock" von Bord und ertrank. Ihre Eltern suchen bis heute nach Antworten. Der Tod der Kadettin wird jetzt auch noch öffentlich von einem Marineoffzier verhöhnt.Kiel / Geilenkirchen. Sie mussten ihre Tochter zu Grabe tragen, ohne zu wissen, warum sie über Bord der "Gorch Fock" ging. Seit vier Jahren kämpfen die Eltern von Jenny Böken um Antworten, stehen dabei nach eigenen Angaben vor einer "Wand des Schweigens". Und jetzt verhöhnt auch noch ein Marineoffizier den Tod der jungen Kadettin.
Nachdem die Eltern angekündigt hatten, vorm Bundesverfassungsgericht klagen zu wollen, berichtete der sh:z darüber, auch online. Ein Kommentator schrieb daraufhin auf shz.de: "Da sind sie wieder, die Bökens: Mit einem Sammelsurium absurder Hirngespinste betreffs des Todes ihrer Tochter vergeuden sie seit mehreren Jahren das Geld anständiger Steuerzahler." Und: Die Eltern leugneten, "dass ihre Tochter schlicht und ergreifend in Darwin-Award-fähiger Weise von der Back der 'Gorch Fock' gestürzt ist".

Jenny Bökens Eltern geben nicht auf

Es gibt neue Ungereimtheiten nach Jenny Bökens Sturz von der "Gorch Fock" 2008. Ihre Eltern klagen jetzt vor dem Bundesverfassungsgericht.Kiel / Geilenkirchen. Jenny Böken starb einen Tag vor ihrem 19. Geburtstag. Bei einer Nachtwache im September 2008 stürzte die "Gorch Fock"-Kadettin in die Nordsee und ertrank.
Die Eltern von Jenny Böken haben jetzt Fakten zusammengetragen, die sie an einem Unfall zweifeln lassen - von dem die Kieler Staatsanwaltschaft ausgeht. Mit einer Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht wollen sie Ermittlungen wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den ehemaligen Kommandanten und weitere Offiziere des Schulschiffs erzwingen. Ihr Anwalt Rainer Dietz erklärte am Freitag, die Beschwerdeschrift sei bereits in Karlsruhe eingereicht worden.
"Wir haben ein Recht auf eine saubere Untersuchung"
"Wir sind keine Eltern, die mit dem Tod ihres Kindes nicht fertig werden", sagte Mutter Marlis Böken (54). "Aber wir haben ein Recht auf eine saubere Untersuchung." Genau daran bestünden erhebliche Zweifel. Vater Uwe Böken (54) hat die Strömungskarten der fraglichen Nacht vorliegen. Er sagt: "Diese Daten haben wir nach all den Jahren erst jetzt bekommen. Sie zeigen: Wäre Jenny wirklich 15 Kilometer vor Norderney über Bord gegangen, wäre sie an die Westküste gespült worden, denn es gab sowohl an der Oberfläche als auch in der Tiefe eine starke östliche Strömung."
Tatsächlich wurde Jenny Böken 130 Kilometer nordwestlich von Helgoland gefunden. "Wäre sie etliche Seemeilen früher ins Wasser gefallen, wäre es stimmig", sagt Böken. "Dort gab es eine entsprechende Strömung hinaus aufs offene Meer." Der Verdacht der Eltern: Ihre Tochter ist viel früher über Bord gegangen. Dazu passt, dass sie sich nicht um 23.30 Uhr wie vorgeschrieben von ihrem Posten "Ausguck" meldete. Die wachhabenden Offiziere störte das offenbar nicht. Alarm ausgelöst wurde erst um 23.43 Uhr. Anwalt Rainer Dietz: "Wir haben aber bis heute nicht den Zeugen gefunden, der als erstes 'Mann über Bord' gerufen hat. Er muss ja dafür einen Grund gehabt haben."
Was weiß Jennys Ablösung Katharina M.?
Einige wollen einen Schrei gehört haben. "Aber ein solcher Schrei muss doch auch einem Unglück zugeordnet werden. Gesehen hat nach Aktenlage jedoch niemand etwas." Und nach Ansicht des Rechtsanwalts ist die wichtigste Zeugin nicht vernommen worden: Kadettin Katharina M., die Ablösung von Jenny. Sie wurde von ihren Eltern, beide Bundeswehrärzte, sofort nach dem Unglück von Bord geholt. "Was weiß sie?", fragt Rainer Dietz.
Unverständlich für die Eltern ist auch, dass die "Gorch Fock" schon um 0.30 Uhr wieder auf ihrem alten Kurs war. Anwalt Dietz: "Es wurde also nur sehr kurz nach Jenny gesucht. Ist das normal?" Zudem schaltete das Schiff offenbar sein "Automatic Identification System" (AIS) aus und funkte lediglich die Dringlichkeitsmeldung "Pan Pan". Vorgeschrieben bei akuter Gefahr für menschliches Leben ist aber die Notmeldung "Mayday". Dann hätten sich vielleicht einige der 23 Fischerboote in der Nähe an der Suche beteiligt, glaubt Marlis Böken.
"Der Staat kommt seiner Verpflichtung nicht nach"
Ungereimtheiten gibt es auch bei der Tauglichkeit von Jenny Böken für den Dienst an Bord, da sie immer wieder unvermittelt einschlief. "Das war Thema auf einer Personalkonferenz", sagt der Anwalt. "Der Schiffsarzt will davon nichts wissen." Für Eltern und Anwalt ist klar: Es ist notwendig, weiter zu ermitteln. "Der Staat kommt aber seiner Verpflichtung nicht nach, den Tod umfassend und unvoreingenommen zu untersuchen", so Dietz. Eine Klage vor dem Oberlandesgericht zu erzwingen, scheiterte. Das ermöglicht nun laut Dietz den Weg nach Karlsruhe: "Denn damit wurde der im Grundgesetz verankerte effektive Rechtsschutz verletzt."
Marlis Böken hat nach dem Tod ihrer Tochter die "Jenny-Böken-Stiftung" gegründet, die Hinterbliebenen von Bundeswehrsoldaten hilft. "Ich habe Kontakt mit vielen Müttern, die Söhne in Afghanistan verloren haben. Von ihnen weiß ich, wie wichtig es ist, zu wissen, wie sie gestorben sind. Erst danach kann man Frieden finden." Deshalb kämpfe sie weiter. "Es gibt einen kleinen Kreis von Missetätern, die sich fragen sollten, wie lange sie ihr Gewissen noch belasten wollen." Und Vater Uwe Böken fügt hinzu: "Ich weiß, dass es kein Unfall war."

Quelle: shz online

Eltern toter Kadettin klagen in Karlsruhe

Der Tod der "Gorch Fock"-Kadettin Jenny Böken wird ein Fall für das Bundesverfassungsgericht. Die Eltern haben dort Beschwerde eingereicht.Aachen. 2008 war die damals 18-Jährige über Bord gegangen und in der Nordsee ertrunken. Ihre Eltern wollen nun mit ihrer Beschwerde Ermittlungen gegen die Führung des Marine-Schulschiffes erzwingen. Ihr Anwalt Rainer Dietz sagte am Freitag, die Beschwerdeschrift sei in Karlsruhe bereits eingereicht worden. Die Eltern wollten erreichen, dass gegen den früheren Kapitän und den Arzt der "Gorch Fock" wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt werde.

Die Offiziersanwärterin Jenny Böken war während einer Nachtwache 15 Kilometer vor Norderney in die Nordsee gestürzt. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem tragischen Unglück, konnte die Ursache aber nicht abschließend klären. In einem anderen Fall war 2010 eine Kadettin aus der Takelage zu Tode gestürzt.
Ohne Schwimmweste und ungesichert
Böken sei laut Musterungsakten für den Dienst an Deck untauglich gewesen, trotzdem habe der Arzt sie dort Dienst tun lassen, sagte Dietz. "Durch diese Pflichtwidrigkeit hat er das Risiko extrem gesteigert." Dem Kapitän werfen die Eltern vor, dass die junge Frau bei Windstärke sieben und 15 Grad Wassertemperatur keine Schwimmweste getragen hatte und ungesichert war.
Die Eltern hatten zuvor die Anklage vor dem Oberlandesgericht erzwingen wollen, waren aber gescheitert. Damit werde der im Grundgesetz verankerte effektive Rechtsschutz verletzt, begründete Dietz die Beschwerde. Daneben komme der Staat seiner Verpflichtung nicht nach, den Tod umfassend und unvoreingenommen zu untersuchen.

Quelle: shz online

Gorch-Fock-Lied

Segel setzen "Gorch Fock"

Meldung an Bord

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